Geschichte
Die geschriebene Chronik
Berg – Biographie einer Gemeinde in der Ahr-Eifel
Zu diesem Buch
Schon in frühester Jugend waren ihm die geschichtsträchtigen Punkte seiner engsten Heimat bekannt: die Burg im Vischeltal, die alte Kirche und der historische Friedhof ringsum, das Schlösschen Spring, von dem nicht mehr als ein Kellerloch und die Kastanienallee geblieben waren, die Tungenburg, an die nur noch die „dicke Buche“ am Rande des Geländes erinnerte, die Mühlenteiche … Und aus den Erzählungen der Eltern hatte er so manches erfahren, was diese schon von ihren Vätern und Großvätern gehört hatten: Wie die Bewohner der heutigen Gemeinde Berg noch Untertanen der Herrlichkeit Vischel waren, wie vor gut 200 Jahren die Franzosen regierten und bald danach die Preußen neue Verhältnisse schufen. Und er hörte über die schlimmen Kriegs- und kargen Nachkriegsjahre. Die Zeit nach 1945 hatte er als Heranwachsender schon selbst miterlebt. Doch Helmut Kündgen, Sohn der Gemeinde Berg (und nun schon seit Jahren Beigeordneter) wollte mehr darüber wissen, was sich in der Vergangenheit in seiner Heimat zugetragen hatte. Und es war vor allem sein Wunsch, dieses Wissen für seine Mitmenschen und spätere Generationen zu bewahren.
In anderen Dörfer und Gemeinden im Kreis Ahrweiler hatten fleißige Historiker längst in Amtsstuben und Archiven gestöbert und Material für umfassende Monographien zutage gefördert: für Aremberg beispielsweise, für Oeverich, Nierendorf, Eckendorf, Mayschoß … In Berg oder einem anderen Dorf der Gemeinde müssten doch auch noch Dokumente zu finden sein, die Aufschluss über die Vergangenheit geben könnten, vermutete Kündgen – und begab sich auf die Suche. In einem versteckten Wandschrank der Schule in Krälingen wurde er fündig. Da lagen, sorgsam aufeinander geschichtet, aber Jahrzehnte lang unbeachtet, vier dicke Mappen mit handschriftlichen Aufzeichnungen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts: das amtliche Urkundenbuch, wie sich herausstellte, ferner die Chroniken der Schulen Vischel, Krälingen und Freisheim. Damit müsse sich doch ein Anfang machen lassen für eine Geschichte der Gemeinde, meinte Kündgen und hielt – nachdem ein Teil der Chroniken in Maschinenschrift übertragen war – Ausschau nach einem Autor. Über meine Frau – bis 2008 Redakteurin für die Rhein-Ahr-Ausgabe des „General-Anzeiger“ (Bonn), zu deren Berichterstattungs- und Verbreitungsgebiet auch die Gemeinde Berg gehört – lernte ich Helmut Kündgen und sein Anliegen kennen; ganz allmählich freundete ich mich mit dem Gedanken an, diese Aufgabe zu übernehmen – vorausgesetzt, ich könne mich jederzeit auf seine Ortskenntnisse und seine vielfältigen Kontakte stützen was er mir zusagte und mit größter Geduld bis zur Fertigstellung dieses Buches auf sich nahm.
Im Kontext mit anderen Materialien: Gemeinderatsprotokollen, Aufzeichnungen des Kirchenvorstandes, amtlichen Statistiken, Zeitungsberichten und – natürlich – ergänzender Literatur erwiesen sich die erwähnten Chroniken als ergiebige Quelle für die Gemeindegeschichte seit 1850. Leben in die Schilderung des letzten Dreivierteljahrhunderts bringen die vielfältigen Erinnerungen von Zeitzeugen aus der Gemeinde, denen ich schon an dieser Stelle für ihre bereitwilligen Auskünfte danke. In den Fußnoten und im Anhang dieses Buches sind die Namen meiner Interviewpartner genannt.
Um so lückenhafter muss die Darstellung bis ins 19. Jahrhundert bleiben, für die ein so reichhaltiges Quellenmaterial nicht zur Verfügung stand. Für die Aufarbeitung der Zeit vom 9. bis 15. Jahrhundert und auch die „Franzosenzeit“ war ich im Wesentlichen auf Sekundärliteratur angewiesen. Dass sich gleichwohl ein Bild vom Leben der Menschen in der Herrlichkeit Vischel rekonstruieren ließ, verdanken wir Wolf Freiherr Holzschuher von Harrlach, der mir freundlicherweise Einblick in den Urkundenbestand des Archivs Schloss Gymnich gestattete. Dr. Hans- Werner Langbrandtner vom Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des Landschaftverbandes Rheinland (LVR) verschaffte mir Zugang zu den Dokumenten und gab mir wichtige Hinweise. Ihm gilt mein herzlicher Dank.
Von erheblichem Nutzen waren auch Akten- und Literaturbestände des Kreisarchivs Ahrweiler. Sein Leiter, Leonhard Janta, und sein Amtsvorgänger, Ignaz Görtz, beide ausgewiesene Historiker, ließen mich bereitwillig an ihrem Hintergrundwissen teilhaben. Jüngste Entwicklungen in der Lokalpolitik erfuhr ich über Ortsbürgermeister Erwin Kessel und den Büroleiter der Verbandgemeinde Altenahr, Peter Eschweiler. Neben anderen Handschriftenkundigen (die ich im Anhang namentlich nenne) half mir auch mein Freund Prof. Dr. Walter J. Schütz bei der Entzifferung schwer lesbarer Urkunden, überdies gab er mir so manchen nützlichen Tipp. Meine Frau, Christine Schulze, las kritisch das Manuskript und korrigierte kleine Fehler, die sich in die Arbeit eingeschlichen hatten. Ihnen allen, wie auch dem Initiator dieser Schrift, danke ich von ganzem Herzen.